In den Wintermonaten 1931/32 wurde der Plan für den weiteren Ausbau des Freibades vorbereitet. Es gelang dem Verein, ein größeres, anschließendes Gelände auf längere Zeit vom Staat zu pachten. Für den bald genehmigten Erweiterungsbau konnte der freiwillige Arbeitsdienst eingesetzt werden. Obwohl die Entlohnung der 14 Arbeitslosen durch das Arbeitsamt Siegen erfolgte, blieben trotzdem für den Verein nicht unwesentliche finanzielle Belastungen. Aber die Aussicht auf ein größeres und schöneres Bad ließ die Opfer tragbar erscheinen. Es wird den Zeitgenossen ein unvergeßlicher Tag geblieben sein, als am 3.7.1932 das Schwimmbad im Rahmen einer für Dickendorf großen Feier seiner Bestimmung übergeben wurde. Bei strahlendem Sonnenschein wickelte der Verein ein Programm ab, das Hunderte von Gästen angelockt hatte. Ein Festzug, angeführt von der Kapelle des Volksvereins Niederschelden, bewegte sich wohl erstmals in der Geschichte des Dorfes durch die sonst so stillen Gassen. In den Ansprachen der Redner - Dr. Kirchner vom Arbeitsamt Siegen, Kreisjugendpfleger Theis und Lehrer Reitz - wurde auf die Bedeutung eines Freibades für Dickendorf und das Gebhardshainer Land und die gesundheitsfördernde Wirkung des Schwimmsports hingewiesen.
Dickendorf war im Besitz eines Freibades, dessen Entstehung, gemessen an den Verhältnissen und Kräften, die es schufen, eine beachtenswerte Leistung war.
Der Wille, es auszugestalten, zu verbessern und Mängel zu beseitigen, beflügelte fortan immer wieder Vereinsvorstand und Mitglieder. Es war besonders der nach W. Giehl und P. Ermert zu Beginn des Jahres 1933 den Vereinsvorsitz übernehmende Lehrer W. Reitz, der mit viel Initiative und vorbildlichem Einsatz die großen Schwierigkeiten der ersten 10 Jahre überwinden half. Von ihm schreibt der Schriftführer Strehl in der Chronik: ,,Er war immer die treibende Kraft und ohne ihn ware ein Dickendorfer Freibad niemals zustande gekommen. Immer wieder hat er die Mitglieder zur Arbeit an dem Freibad ermuntert und hat oft selbst Hand angelgt, damit das Werk in seiner jetzigen Verfassung dem Badebetrieb übergeben werden konnte.”
Bald mußte man feststellen, daß sich die trotz aller Sorgfalt aufgeschichteten Dämme als undicht erwiesen. Es blieb nichts anderes übrig, als die Innenwande im Jahre 1933 in Eigenleistung zü betonieren. Zur selben Zeit wurden Eisentreppen, Sprungböcke und Halterungen für den Beckenrand angefertigt und eingebaut. Wie in diesen kargen Zeiten alI die Mittel für Materialien und andere Auslagen aufgebracht wurden, das mußte man der Findigkeit und Opferbereitschaft des Vorstandes und mancher Vereinsmitglieder überlassen.
Es war wohl die Befriedigung über das gelungene Werk, die auch altere Dickendorfer in den Folgejahren das Schwimmen, oder das ,,sich wenigstens über Wasser halten" noch lernen ließ. Von der jungen Generation hat seit dieser Zeit sowieso kaum jemand als Nichtschwimmer die Schulbank verlassen. Aber auch aus den Nachbardörfern zog man bald an heißen Sommertagen zum Dickendorfer ,,Pötz" (übliche Bezeichnung), um ein frisches Bad zu nehmen.
Doch es blieb nicht bei schwimmsportbegeisterten Mitgliedern und Schwimmfreunden der Nachbarorte, die dem nassen Element gerne frönten. In Dickendorf war schon seit den frühen dreißiger Jahren aufgrund privater Initiativen etwas in Gang gesetzt worden, was sich besonders nach dem I. Weltkrieg für fast alle Gemeinden des Gebhardshainer Landes als vorteilhaft herausstellte: der Fremdenverkehr. Da ist das Freibad, das bis auf den heutigen Tag ein werbewirksames Mittel zur Ankurbelung des Urlaubsbetriebes bedeutet, für so manchen Feriengast zu einer willkommenen Abwechslung seines Aufenthaltes geworden.
Zum allgemeinen Bedauern mußte Lehrer Reitz im Jahre 1941 aus beruflichen Gründen ( Versetzung und Wegzug nach Betzdorf) die Führung des Vereins niederlegen. Ihm folgten als Vorsitzende in den schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren von 1941-1943 H. Meyer und von 1943-1947 W. Giehl. Der große Krieg forderte auch unsere Vereinsmitglieder. Hier sei in Ehren den 7 Manner gedacht, die einst in treuer Mitarbeit in den Reihen des Vereins standen, aber in unsere schöne Heimat nicht mehr zurückkehrten. Das trotz der Turbulenz dieser Jahre ein Vereinsleben mit Vorstandssitzungen, mit Versammlungen, mit der Kassierung der Beiträge und der Aufrechterhaltung des Badebetriebes stattfand, beweist wohl am besten wie man bemüht war, das Erschaffene nicht wieder preiszugeben. Mit wesentlichen Ausbesserungsarbeiten war es allerdings seit Ausbruch des Krieges vorbei.
Nun ist es eine bekannte Tatsache, daß gerade Freibäder, die wie kaum ein anderes Objekt dauernd den Einflüssen der Natur ausgesetzt sind, immer wieder witterungsbedingte Schäden davontragen. So war es 1950 unter dem Vorsitz von E. Schnell (1947-1955 und 1978-1979) an der Zeit, die stark gerissenen Wände erneut ringsum mit einer ca. 30 cm dicken Betonschicht zu verstärken. Gleichzeitig wurde der Umkleideraum provisorisch ausgebessert, um ihn dann 1954 durch einen größeren, in Massivbauweise erstellten zu ersetzen.
Im Jahre 1956 konnte unter der Vereinsführung von E. Zöller (1955-1962 und 1970-1977) das 25jährige Jubiläum in festlichem Rahmen gefeiert werden. Ein Festzug mit Ehrendamen, begleitet von der Musikkapelle der St.-Barbara-Bruderschaft Kausen und dem Spielmannszug Steinebach zog durchs Dorf zum Zelt, daß man in der Nähe des Freibades aufgeschlagen hatte. Musikkapelle und Spielmannszug , sowie die Männergesangvereine ,,Heimatklänge" Dickendorf und ,,Zufriedenheit" Kausen gestalteten einen Kommers, der allseits Zustimmung fand. In seiner Festansprache würdigte der damalige Schirmherr, Amtsbürgermeister Käuser, den Wert des Bades für Dickendorf, für die Nachbarorte und den aufstrebenden Fremdenverkehr im ganzen Gebhardshainer Land. Den schwimmsportlichen Höhepunkt des Jubiläums besorgten in Gegenwart zahlreicher Zuschauer die Schwimmer der Vereine Linz/Rhein und Lennep in einem Vergleichskampf.
1957 mußten wieder aufwendigere Arbeiten erledigt werden. Der letteartige Beckenboden wurde ausbetoniert. Die Verschmutzung des ohnehin nicht sonderlich klaren Zulaufwassers aus dem Gebiet zwischen Dickendorf und Kotzenrother-Lay konnte dadurch etwas vermindert werden. Die Umkleidekabine erhielt einen Außenputz. Zwischen Becken und Kabine verlegte man Kunststeinplatten. Durch den Ankauf eines angrenzenden Grundstückes in Richtung Biesenstück schaffte man die Voraussetzung für eine Erweiterung der Liegewiese. Bezeichnend auch für die Verhältnisse vieler anderer Jahre steht in der Chronik zu lesen: ,,Die Kasse bedarf unbedingt einer Auffrischung, da die diesjährigen Bauarbeiten erhebliche Mittel aufgebraucht haben. Auch dieses Frühjahr hat es sich wieder erwiesen, daß der größere Teil der Mitglieder zur Stelle ist und tatkräftig Hilfe leistet, wenn es gilt, umfangreichere Arbeitsprobleme zu lösen." 1957 veranlaßte der Vorstand auch die Eintragung des Vereins in das Vereinsregister.
Nach einer Beanstandung der hygienischen Verhältnisse am Bad durch die zuständige Gesundheitabehörde im Jahre 1961 erfolgten ein Erweiterungsbau der Umkleidekabinen und eine völlige Erneuerung der Toiletteneinrichtungen.
Während der Vereinsführung von E. Dielmann (1962-1965) konnte das von der Waldinteressentenschaft Dickendorf seit 1931 gepachtete Grundstück des Bades nach einigen Verhandlungen käuflich erworben werden (1962). Im Folgejahr wurde die Liegewiese neu hergerichtet und mit einer lebenden Hecke eingefriedet.
Seit Anfang der sechziger Jahre werden Vorstand und Mitglieder neben den alljährlich anfallenden Aufgaben immer häufiger mit Sorgen längerfristiger Art belastet. Über die Unterhaltung und Trägerschaft des Bades waren in den verflossenen 30 Jahren kaum Diskussionen aufgekommen. Diese Punkte waren bis dahin als die ureigenste, selbstverständlichste Vereinssache betrachtet worden. Die Badeeinrichtung gehörte dem Verein und bedeutete ein wesentliches Element des gesamten Vereinsgeschehens. Nun treten Bedenken in diesen Richtungen auf. Ist der Verein unter den sich ändernden Verhältnissen, wie z. B. steigende Unterhaltungskosten, nachlassende Bereitschaft zur Hilfeleistung, schwindende Einnahmen durch geringere Besucherzahlen, noch in der Lage, das Bad eigenständig weiter zu unterhalten? Diese Frage und ein unbedingt notwendiger, großzügiger Umbau beherrschten über 10 Jahre die Gemüter im Verein. Es war für alle Verantwortlichen klar, ohne eine Modernisierung mit Filteranlage und Beckenauskleidung zur Beseitigung des trüben Wassers, konnte das Bad neueren Ansprüchen überhaupt nicht mehr gerecht werden. Man versuchte zwar mit lsolieranstrichen der Wände (1961,1963,1965 und 1968>, mit einer Verlegung des Wasserzulaufs in Rohren (1963), durch die Installation von 3 Brausen mit Fußbecken (1969) und der Anschaffung eines Absaug-Filtergerätes (1972) das Wasserproblem wieder und wieder zu verbessern; doch es blieben alles nur unwesentliche Teilerfolge. In der Umgebung (Wissen, Hachenburg, Altenkirchen, später Betzdorf und Daaden) entstanden Hallenbäder und beheizte Freibäder. Der Badegast zog Vergleiche und Dickendorf schnitt schlecht dabei ab.
Wo aber die Mittel für einen Umbau größeren Stils hernehmen, und wo möglicherweise einen neuen Kostenträger finden?! Die Gemeinde Dickendorf vermochte bei ihrem bescheidenen Etat eine Belastung solcher Art nicht zu tragen. Obwohl sie nach dem Krieg unter der langjährigen Führung von W. Kirchhöfer und danach unter E. Strehl den Verein im Rahmen ihrer Möglichkeiten immer unterstützt hat, wäre sie mit dieser Aufgabe restlos überfordert worden. Die Erlangung einer dauerhaften, befriedigenden Lösung konnte nach Ansicht aller maßgeblichen Mitglieder und der Vereinsführung ( Vorsitzender H. Schroth von 1965-1969) nur mit Hilfe der Verbandsgemeinde Gebhardshain erreicht werden. Zum Glück fand man dort offene Ohren. Bürgermeister Hendricks war von Anfang an gewillt das Bad auszubauen und der Verbandsgemeinde zu erhalten. Doch ein langer, mühsamer Weg mit vielen Rückschlägen und Enttäuschungen war zu bewältigen, bevor eine Realisierung gelang. Es bedurfte seit l 965 für den Vorstand zahlreicher Sitzungen, Versammlungen, Verhandlungen mit der Verbandsgemeindeverwaltung, mit den Architekten Herrn Happel und Herrn Kornatz (Bäderarchitekt), mit dem Vorsitzenden des Schwimmverbandes Rheinland, Herr Steinhauer, und anderen Beteiligten. Baupläne, Finanzierungspläne, Kostenvoranschläge wurden erstellt, geändert und wieder verworfen. Nach den Vorstellungen des Sportstättenberaters vom Ministerium der Landesregierung in Mainz sollte das Bad den Wettkampfbestimmungen entsprechend (50 m lang) ausgebaut werden. Bei abweichender Ausführung waren keine Landeszuschüsse zu erwarten.
Die Verbandsgemeinde sollte Träger des Bades werden. Ein Vertrag für die Übergabe war bis in alle Einzelheiten ausgehandelt. Verbandsgemeinderat und Schwimmverein stimmten den Vereinbarungen zu (1967). Doch es ging viel Zeit ins Land. Die Finanzierung bereitete wohl immer wieder Schwierigkeiten. Bürgermeister Hendricks versuchte über den ,,Goldenen Plan" und das Land an Mittel zu kommen. Das Land bestand auf einem Ausbau nach den vorgeschriebenen Längen-, Breiten- und Tiefenmaßen. Die Kostenspirale drehte sich unterdessen unaufhaltsam nach oben. Für das Projekt, wie es die Landesregierung vorschlug, stiegen die Kosten. Der Verein wartete der Dinge, die da kommen sollten.
Das Geschehen ging weiter mit angenehmen und weniger angenehmen Ereignissen. Während einer anhaltend hochsommerlichen Schönwetterperiode im Jahre 1967 mußte das Bad auf Anordnung des Gesundheitsamtes geschlossen werden. Grund des Badeverbots: eine Typhusepidemie im Betzdorfer Raum. Die Vereinskasse erlitt eine schmerzliche Einbuße.
1971 konnte unter der Schirmherrschaft von Jagdpächter E. Wünschmann das vierzigjährige Bestehen als letztes größeres Fest in den behaglichen Räumen der ,,Waldschänke" (seit l975 Vereinslokal J. Heidrich) gefeiert werden. In den Reden der Gäste wurden die Anstrengungen, die Vorstand und Mitglieder zur Unterhaltung des Bades aufbrachten, wieder hinreichend gewürdigt, doch man erfuhr auch leider aus berufenem Munde, daß eine Finanzierung für den Umbau immer noch nicht geregelt war. Die Kosten von 270.000,- DM im Jahre 1968 auf 750.000,- DM im Jahre 1974.
Es dauerte noch bis zu Beginn des Jahres 1975, ehe eine endgültige Entscheidung getroffen wurde. Nun ging auf einmal alles recht zügig vonstatten. Man hatte erkannt, daß auf einen Ausbau, wie ihn die Landesregierung forderte (als Wettkampfanlage), nicht mehr gewartet werden konnte. In Zukunft, so war zu befürchten, mußte infolge Wirtschaftsflaute und der spärlicher fließenden öffentlichen Mittel eine Änderungsmaßnahme ständig unwahrscheinlicher werden. Die sogenannte ,,kleine Lösung" sollte folgende entscheidende Neuerungen bringen: Einbau einer Filteranlage mit Überlaufsammelbehälter und Überlaufrinne, Kunststoff-Folienauskleidung und Drainagenverlegung der Liegewiese. Gesamtkosten: 230.000,- DM, von denen der Verein 55.000,- DM in Form von Eigenleistungen und Eigenmitteln beizusteuern hatte. Die übrigen Kosten übernahm die Verbandsgemeinde und der Kreis. Träger des Bades blieb weiterhin der Schwimmverein. Mit den Arbeiten konnte im Mai 1975 unter der umsichtigen Leitung des Mitgliedes W. Heidrich (zu dieser Zeit Bauingenieur beim Bauamt Gebhardshain) begonnen werden. Dank reger Beteiligung zahlreicher Mitglieder und des termingerechten Einbaues der Filteranlage und der Folie konnte das Bad schon am 15.8.1975 im Zuge einer kleinen Feierstunde wieder in Betrieb genommen werden. Die Mühen hatten sich gelohnt. Das Schwimmen in dem tiefklaren, blauen Wasser war ein Erlebnis. Ein langjähriger Wunsch war für Vorstand, Mitglieder, Verbandsbürgermeister Hendricks und alle Verantwortlichen, die seit Jahren eine Lösung anstrebten, mit diesem Tag in Erfüllung gegangen. Die größte Freude und Genugtuung empfand wohl derÄlteste al1er Aktiven, Vorsitzender E. Zöller, denn er hatte gerade die Vollendung dieses Werkes mit steter Geduld und Beharrlichkeit betrieben.
Nach 1975 sind die laufenden Kosten zur Aufrechterhaltung des Badebetriebes (u. a. Stromkosten für die Filteranlage) erheblich gestiegen. Eintrittsgelder und Zuschüsse, sowie ein großer Teil der Mitgliedsbeiträge werden für die Unterhaltung aufgewandt. Hier sei anerkannt, daß es für Verbandsbürgermeister Schons und den Verbandsgemeinderat heute selbstverständlich ist, jährlich einen Betrag zu unseren Betriebskosten beizusteuern.
Seit Beginn des Jahres 1980 liegt die Führung des Vereins in den Händen von P. Hahmann. Es ist heute sicher nicht einfacher geworden einem Verein vorzustehen, denn ein umfangreicher Verwaltungsaufwand und die Motivierung der Mitglieder erschweren das Los des Vorsitzenden.
Wie eingangs schon erwähnt ist die Geschichte des Schwimmvereins hauptsächlich eine Geschichte des Bades. Die Attribute aktive oder passive Mitgliedschaft bedeuten in unserem Verein in erster Linie, sich einsetzen oder nicht einsetzen für das Bad. Doch auch in sportlicher Hinsicht können einige Aktivitäten aufgezeigt werden. Da die Anlage, wie angedeutet, für den Wettkampfsport nicht geeignet ist, sind nur vereinsinterne Schwimmsportfeste veranstaltet worden, bei denen die besten Schwimmer und Brettspringer ermittelt wurden.